Klare Ablehnung einer Bebauung des Dreitannenbichls. Unverständnis und Entrüstung über städtische Pläne bei SPD-Stammtisch/Alternative Füssen-Nord

Die Stimmung bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eines vorausgegangenen Ortstermins am Dreitannenbichl mit dem Füssener Bürgermeister schwankte zwischen Unverständnis und Entrüstung als sie zum SPD-Stammtisch in das Haus der Gebirgsjäger kamen. Bekanntlich trägt sich die Stadt mit dem Gedanken, am Nordhang des Dreitannenbichls Grundstücke für eine Reihenhausbebauung und ein ebenso städtischen Grundstück westlich des Hochhauses Mariahilferstraße 19 für den Bau eines weiteres Hochhaus zu veräußern. Diese Pläne stießen bei den rund 20 Anwesenden auf Ablehnung. Dabei betonen diese immer wieder,selbstverständlich nicht gegen die Schaffung bezahlbarer Wohnungen zu sein. Der Tenor war aber eindeutig: Nicht um jeden Preis und nicht an jeder Stelle!

In den vergangenen Jahren hatte der SPD-Ortsverein Füssen regelmäßig jeweils am 11. jeden Monats zu lockeren Stammtischen eingeladen. Pandemiebedingt konnten diese zuletzt nur noch selten stattfinden. Jetzt wurden dieses Veranstaltungsformat wieder gestartet und aus aktuellem Anlass die Bebauung am Dreitannenbichl zum Thema gemacht. Die SPD-Stadtratsmitglieder Ilona Deckwerth und Erich Nieberle stellten zunächst den Sachstand vor und begründeten ihre Ablehnung, die sie bereits schriftlich zum Monatsanfang dem Bürgermeister und ihren Kolleginnen und Kollegen mitgeteilt hatten. Beide lehnen eine Veräußerung von Grundstücken ab, um kurzfristig Finanzlöcher zu stopfen, ohne dass damit eine nachhaltige Stadtentwicklung erkennbar ist. Geld über Grundstücksverkäufe einzunehmen und Wohnraum zu schaffen seien zwar begrüßenswerte Unterfangen. Der Plan, an der Nordseite des Dreitannenbichls Baufelder für ein Hochhaus und mehrere Reihenhäuser auszuweisen, widerspreche aber eklatant der bisherigen städtebaulichen Struktur dieses Gebiets. Sowohl Deckwerth als auch Nieberle wiederholten beim Stammtisch ihre Position: „Was hier als Nachverdichtung beschönigt werden soll, ist nichts anderes als ein grober Verstoß gegen das nachbarschaftliche Rücksichtnahmegebot und würde den Anfang vom Ende des Dreitannenbichls bedeuten; denn dieser Bereich ist als Ganzes und nur als Ganzes in einmaliger Weise landschafts- und stadtbildprägend. Darum ist die Idee einer Nachverdichtung an dieser Stelle eine missbräuchliche Verschleierung der Aufgabe der bislang dort geltenden städtebaulichen Grundprinzipien zu Lasten der dort bereits wohnenden Bevölkerung und des Stadtbildes.“

Aus den Reihen der Stammtischbesucherinnen und -besucher wurde zudem darauf hingewiesen, dass die Stadt den Käufern und künftigen Bewohnern der neuen BSG/WBG-Häuser versprochen habe, dass ihnen kein weiteres Hochhaus „vor die Nase gesetzt“ werde, sondern auf der verbleibenden Fläche ein Park mit einer Blumenwiese angelegt werden solle. Auch Belange des Naturschutzes blieben bei den Bauabsichten unberücksichtigt, kritisierte eine Teilnehmerin.

Die Ehrenvorsitzende des Bürgervereins Füssen-West, Evelyn Vesenmayer, betonte, dass man nichts gegen die Schaffung von Wohnraum habe, jedoch sei der Dreitannenbichl dafür der völlig falsche Platz. Unter dem Beifall der Anwesenden erklärte sie, sie habe jahrzehntelang dagegen gekämpft und werde das auch weiterhin tun.

Stadträtin Deckwerth betonte, Füssen brauche dringend sozial erschwingliche Wohnungen. Der Bedarf liege bei über 500 Wohneinheiten. „20 bis 50 Wohneinheiten am Dreitannenbichl reichen da bei weitem nicht aus, zumal die Annahme, hier kostengünstig bauen zu können, Augenwischerei ist.“ Das bestätigte auch Tobias Merz, der in der Immobilienbranche tätig ist, und aufgrund der von der Stadt ins Spiel gebrachten Grundstücksverkaufspreise von 600 € und mehr sowie des Mehraufwands für eine Hangbebauung preisgünstiges Bauen an dieser Stelle in den Bereich der Fabel verwies. „Das kann sich kein Einheimischer leisten“, waren sich die Anwesenden einig.

Um nicht als Wohnbauverhinderer gebrandmarkt zu werden, müsse man „den Leuten mit Argumenten die Sachlage erklären“, meinte Helmut Angl, Vorstandsmitglied des Bürgervereins. Damit kam die Sprache auf den Bereich Füssen Nord/Achmühle. Mit der Entwicklung eines neuen Stadtteils an dieser Stelle könnten viele der dringend benötigten bezahlbaren Wohnungen geschaffen, Gewerbeflächen bereitgestellt und vor allem durch den Verkauf von höherwertigerem Wohnbauland auch die Einnahmen der Stadt wesentlich erhöht werden, waren sich alle Anwesenden einig. Dr. Paul Wengert wies zudem darauf hin, dass an dieser Stelle ein Pilotprojekt für wohnortnahes Arbeiten bzw. arbeitsnahes Wohnen entstehen und die Stadt möglicherweise eine besondere Förderung erhalten könne. Diese Chance dürfe nicht länger ungenutzt bleiben, so der frühere Füssener Bürgermeister. Es gibt also Alternativen zu einer Bebauung am Dreitannenbichl, stellte Ortsvereinsvorsitzender Georg Waldmann abschließend fest. Dem stimmten alle am Tisch einhellig zu.